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Monika Matschnig – Körpersprache verstehen und einsetzen

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Unser Körper spricht immer mit. Doch inwieweit sind wir uns dessen bewusst und welche Auswirkungen hat das auf unsere Kommunikation? Wichtige Fragen, die von Monika Matschnig, Expertin für Körpersprache, erläutert werden.

 

Monika Matschnig gilt als Deutschlands Körperspracheexpertin Nr. 1 (u. a. ARD, ZDF, Focus, SAT.1) und sie lebt, was sie lehrt. Die ehemalige Leistungssportlerin, diplomierte Psychologin ist seit fast 20 Jahren als Keynote-Speakerin, Trainerin und Coach international tätig. Sie doziert an mehreren Universitäten und ist gern gesehener Gast in TV-Talkrunden: Ihre pointierten Analysen von Prominenten, Politikern und Entscheidungsträgern werden geschätzt und zugleich gefürchtet. Ihre Bücher haben sich über 300.000-mal verkauft. Zu Ihren Kunden zählen Unternehmen, Manager, Führungskräfte und alle, die ihre Wirkung verbessern müssen. Für ihr Engagement und ihre unterhaltsame, lehrreiche und motivierende Arbeit wurde sie zum „Speaker des Jahres 2016“ ausgezeichnet.

 

In vielen Bereichen sind wir bestrebt, uns zu verbessern. Die Körpersprache gehört eher selten dazu. Viele scheinen dabei eher Angst zu haben, wie ein Schauspieler zu wirken. Wie ist das zu erklären, bzw. was geben Sie den Menschen mit auf den Weg?

Ja, da haben sie recht, doch das Bewusstsein steigt. Wir wirken doch immer, die Frage ist nur WIE? Leider sind sich viele Menschen nicht bewusst, wie Sie wirken und welche Auswirkungen es hat. Sehr häufig sind nämlich wir selbst die Ursache dafür, dass Menschen in einer bestimmten Art und Weise reagieren, da unser Körper eine andere Sprache spricht als unsere Worte. Und wir glauben dem Körper, nicht den Worten.

Viele haben Angst davor als „künstlich“ degradiert zu werden. Doch das ganze Leben ist eine Bühne und schon Helmut Plessner sagte den treffenden Satz: „Nichts ist künstlicher als der Mensch!“ Wir alle sind Schauspieler des Lebens und schlüpfen tagtäglich in unterschiedliche Rollen. Wir haben die Rolle der Eltern, der Kollegen, des Untergebenen, Überlegenen usw. Diese Rollen setzen eine bestimmte Selbstdarstellung voraus.

Oder glauben Sie, dass Politiker, Entscheidungsträger, Ärzte, Verkäufer, Mütter, Väter sich immer so zeigen können, wie sie sich gerade fühlen? Hoffentlich nicht. Denn dann würde eine Familienfeier schnell zu einer Schlammschlacht ausarten, Kunden würden die ungehobelte Art des Verkäufers nicht ertragen und viele Mitarbeiter würden den affektgeladenen Chef verlassen.

Der entscheidende Punkt ist, dass wir uns in unseren konstanten Rollen wohlfühlen und dafür benötigt jeder sein individuelles Selbstkonzept, das zu ihm passt. Sich zu inszenieren ist heutzutage wichtig und respektvoll. Es eröffnet mir viele Türen, stärkt das Selbstbewusstsein, bringt mir Erfolge ein, gibt Anerkennung und macht zufrieden. Somit ist es wichtig die Rollen zu finden, die zu einem passen, in denen jeder Akteur sich wohlfühlt, aber trotzdem die Erwartungen der Beobachter erfüllt.

Somit gibt es drei wichtige Faktoren: 1. innere Rollen finden, 2. die Rolle nach außen transportieren passend zum Persönlichkeitstypus und 3. dem Beobachter gerecht werden. Es gilt der Grundsatz, umso höher die Position eines Menschen ist, desto besser muss seine Performance, seine Vorstellung sein.

 

Wie hilfreich ist es, im Miteinander Gefühle zu zeigen?

Gefühle sind doch die Würze des Lebens! Explizit in innigen Beziehungen sollte man ein Pokerface unterlassen. Im beruflichen Kontext ist Contenance angesagt. Hier kann man die Regel anwenden, spontan und begeisternd im Positiven und zurückhaltend im Negativen. Das gilt besonders für Führungskräfte. Unbeherrschte Gefühlsausbrüche machen einen Menschen verletzlich, angreifbar und man wirkt unkontrolliert. Eine freundliche gesunde Distanz ist sinnvoll. Man kann es umschreiben mit: Sei freundlich aber kein Freund. Seine eigenen Bürden sollte man aus dem Job raushalten.

Jedoch sollte man außerhalb des beruflichen Kontexts Vertrauenspersonen haben, denen man sich offenbaren kann. Dauerhaft kann man Gefühle – Gott sei Dank – niemals unterdrücken. Ein geschultes Auge nimmt auch unterdrückte Emotionen wahr. Warum? Körpersprache und Gedanken sind eine Einheit und lassen sich nicht trennen. Das Innere spiegelt sich unwillkürlich im Äußeren wieder.

 

In welchem Ausmaß können wir auf unsere Gesten, unseren Körper Einfluss nehmen?

Mehr als so manche glauben. Vieles was wir uns antrainiert haben, können wir uns abtrainieren und durch andere Verhaltensweisen ersetzen. Und das immer passend zum jeweiligen Persönlichkeitstypus. Der erste Schritt ist die Selbstreflexion. Wir beobachten ganz häufig die Gesten, mimischen Ausdrücke und Körperhaltungen der anderen. Doch uns selbst nehmen wir nicht wahr. Es geht darum zuerst den Spiegel zu drehen und sich selbst bewusst wahrzunehmen. Dann Gesten oder Haltungen identifizieren, die suboptimal sind und diese durch passende nonverbale Wirkungselemente ersetzen. Und dann dürfen wir üben und trainieren, so lange bis es sich internalisiert.

Ich habe in meinen Seminaren und Coachings schon so manche Metamorphosen erlebt. Hier spreche ich aus Erfahrung. Bei einem geht es schneller und leichter, bei dem anderen langsamer, aber es funktioniert in beiden Fällen.

Was wir natürlich nicht permanent unter Kontrolle haben und haben sollten sind die affektgeladen körpersprachlichen Signale oder Microausdrücke. Und das ist auch gut so, denn Menschen sollten sehen und spüren, was wir zu manchen Aussagen fühlen.

 


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Welche Wirkung können Worte ohne Körpersprache entfalten?

„Die Seele hat die Farben unserer Gedanken.“, so Marc Aurel. Worte sind mächtig, sofern sie im zwischenmenschlichen Gespräch kongruent transportiert werden. Die Wirkungskompetenz die Sachkompetenz überholt. Wirken wir heutzutage nicht stimmig, überzeugend, glaubwürdig, dann werden wir nicht gesehen, nicht gehört und nicht verstanden.

Das bedeutet nicht, dass der Inhalt keine Relevanz hat. Er ist wichtiger denn je. Doch nur indem es ein kongruentes Zusammenspiel zwischen Worte und Körpersprache gibt, kommt die Botschaft beim Gegenüber an. Spricht der Körper eine andere Sprache als der Inhalt, dann sind Worte machtlos.

 

Was hat Sie dazu bewogen, sich so intensiv mit dem Thema zu befassen?

Das Wesen Mensch hat mich schon immer interessiert: Gefühle, Gedanken, Verhalten. Ursache und Wirkung. So war es naheliegend, dass ich Psychologie studierte.

 

Inwieweit kann Kleidung unseren Selbstausdruck unterstützen?  

Kleider machen noch immer Leute. Man sollte sich überlegen, was will ich erreichen und wie komme ich dorthin. Das äußere Erscheinungsbild ist dabei ein wichtiges Element für das erfolgreiche Vorankommen. Persönlichkeit und äußeres Erscheinungsbild müssen aber eine Symbiose ergeben, sonst wirkt man verkleidet.

 

Welche Gesten unterstützen ein Nein, helfen sich abzugrenzen?  

Hier können wir die Sache etwas wissenschaftlicher betrachten: Es gibt sogenannte ILLUSTRATOREN und Embleme. Diese Bewegungen ergänzen die Sprache bzw. verdeutlichen sie. Möchte ich eindeutig etwas verneinen, dann schüttle ich den Kopf oder stelle meine Handfläche auf und schiebe sie nach vorne – ein eindeutiges STOP Zeichen. Möchte ich definitiv etwas nicht, kann auch ein Verschränkten der Arme, bei gleichzeitigem Zurückweichen des Körpers und ein Verschließen des Mundes ein eindeutiges Signal für eine Verneinung sein. Wir verneinen etwas auch nur mit einem hin und her fächern der aufgestellten Handfläche.

ADAPTOREN erfolgen unbewusst und spiegeln die Emotionen wieder. Ein fokussierter Blick und schmale Lippen sind ein eindeutiges Zeichen für Ablehnung. Kommt die Zungenspitze kurz nach vorne, dann könnten wir etwas wegschieben. Oder es werden virtuelle Fusseln vom Körper gezupft oder wir putzen nicht vorhandene Krümel vom Tisch. Diese Gesten sind kaum zu kontrollieren.

Dann gibt es noch die REGULATOREN: diese nonverbalen Zeichen regeln den weiteren Gesprächsverlauf. Während ich spreche, verneine ich meine Aussage durch ein Schütteln des Kopfes. Währendem ich spreche, strecke ich den Zeigefinger nach vorne. Oder setze während meiner Ausführungen bewusst den Handkantenschlag ein und verstärke durch eine zerhackende Geste meine Aussage.

Über all diese Gesten denken wir kaum nach und führen Sie so oft unbewusst aus. Wir können Sie aber auch bewusst und gezielt einsetzen.

 

Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht der erste Eindruck und was können wir dabei beachten?  

Sehr wichtig und vieles passiert unbewusst. Der erste Eindruck entsteht in sagenhaften 150 Millisekunden. Das ist ein Lidschlag. Hier geht es nur um folgende Kategorien: Finde ich die Person sympathisch und vertrauenswürdig oder aggressiv und hinterhältig? Das stellte Tessa Marzi fest. Finden wir unser Gegenüber sympathisch, schreiben wir ihm Kompetenz zu, andernfalls ist er für uns inkompetent. Man nennt das auch den „Halo-Effekt“, vom Englischen „halo“ für „Heiligenschein“, weil hier ein Merkmal gewissermaßen auf andere ausstrahlt.

Nimmt Ihr Gegenüber ein Merkmal wahr, das er nicht sympathisch findet, zum Beispiel den strengen Blick oder die schlaffe Haltung, sucht sein Gehirn automatisch nach weiteren Indizien, die seine Erwartungshaltung bestätigt. Und er wird immer etwas finden, das ihm missfällt. Natürlich funktioniert das umgekehrt auch in die positive Richtung. Wir achten ebenfalls darauf, ob eine Person stark, dominant, kompetent oder gar überlegen ist.

Und all das strahle ich mit meiner Körpersprache aus. Deshalb ist es wichtig mal den Spiegel zu drehen und sich selbst zu beurteilen. Nur durch Selbstreflexion oder konstruktives Feedback habe ich die Chance mein Verhalten zu erkennen, um dann nach optimaleren Verhaltensweisen zu forschen und diese zu üben.

Um einen positiven Eindruck zu erzeugen, gibt es einige einfache Tricks: Stellen Sie sich einfach vor, dass Sie Ihr Gegenüber mögen werden. Automatisch strahle ich beim Aufeinandertreffen was Positives aus. Der Nebeneffekt: Ihr Gegenüber mag Sie auch! Halten Sie Blickkontakt! Blickkontakt schafft Kontakt! Ab 3 Sekunden wird dieser vom Gegenüber wahrgenommen. Ab 4 Sekunden drücken Sie mit dem Blickkontakt Interesse am anderen aus. Doch starren Sie nicht. Menschen, die Blickkontakt vermeiden, wirken dagegen schüchtern oder teilnahmslos oder als hätten sie etwas zu verbergen.

Und die goldene Regel: Lächeln Sie! Achten sie darauf, dass auch Ihre Augen lachen. Das Lachen, das du aussendest, kehrt zu dir zurück.

 

Gibt es Körpersignale, auf die Sie besonders achten?

Ja. Ich achte auf Gesamtheit des Menschen: Die Körperhaltung, das Gangverhalten, die Gesten, die Mimik, den Händedruck, die Stimme. Ein einziges Signal hat keine Aussagekraft. Und ich gebe meinen Teilnehmer immer den Tipp mit: Suchen Sie das Gute, Wahre und Schöne im Menschen!

 

Wofür sind Sie dankbar?

Für mein Leben, um zu lieben und zu lernen.

 

Monika Matschnig

Homepage Monika Matschnig

Bücher von Monika Matschnig“


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